Montag, 23. April 2007

Rückblende Teil I

Nun möchte ich auch wenig davon berichten, wie dieses Abenteuer begann und warum es so verläuft und nicht ganz anders. Und wieder weiß ich nicht, wie ich anfangen soll, ja, womit ich anfangen kann.

Ein Teil der Geschichte ist, dass ich zu dem Zeitpunkt, wo man sinnvollerweise ans Kinderkriegen denken sollte, eben keine Kinder bekommen habe, ohne Frau keine Kinder um es kurz auszudrücken.

Es gab eine Zeit, wo ich mir sehr intensiv gewünscht habe Kinder zu haben - und sie zum Glück nicht bekommen habe, denn weder ihnen noch mir wäre es wohl besonders gut bekommen. Erst durch meine Entwicklung der letzten Jahre hat das, was ich jetzt lebe und erlebe möglich gemacht.

Und bei ihr war es nicht anders, auch wenn sie schon zwei nun fast erwachsene Kinder hat.

Als wir uns kennenlernten oder vielmehr als wir unsere Liebe für einander entdeckten beschäftigten mich die Fakten, dass sie bereits zwei praktisch erwachsene Kinder hat und dass sie in einem Alter ist, bei dem es heisst, dass Schwangerschaften riskant sind. Mich auf diese Liebe und eine Beziehung einlassen bedeutete für mich, dass ich wohl in meinem Leben keine Kinder mehr bekommen würde. Denn einesteils machten wir damals keine Pläne über die nächsten Tage hinaus, andererseits konnten wir uns das Leben ohne den anderen bald nicht mehr vorstellen. Und damit gab es keinen Raum für "dann halt danach".

Es war biologisch nicht ausgeschlossen, dass sie noch mehr Kinder bekommen könnte, aber meine Wahrnehmung oder vielleicht auch meine Vorstellung war, dass sie froh war, dass es vorbei war und dass sie so eine Zeit wie die beiden ersten Schwangerschaften und die oft einsame Zeit mit den beiden kleinen Kindern nie wieder erleben wollte. Und ich wollte nicht, dass sie nur mir zu Liebe einwilligt, noch einmal schwanger zu werden, ja ich wollte nicht einmal, dass sie weiss, wie groß der Wunsch tief in mir ist - und ich wusste es selbst damals nicht.

In der Zeit war der aktuelle Wunsch nicht so groß, aber die Entscheidung, damit abzuschließen war so leicht nicht. Und mein Wunsch, mit ihr zusammen zu sein, mit ihr zusammen zu leben war größer als der Wunsch, ein Kind zu haben.

Und so begann das Abenteuer, dieses Abenteuer, von dem wir beide damals noch nichts ahnten.

Neue Freiheit

Ursprünglich sollte der Schwangerschaftstest am nächsten Montag sein, d.h. noch ein Wochenende warten ... und damit wirklich warten, warten, warten, denn es würde uns beschäftigen die ganze Zeit und die Gedanken, Befürchtungen, Hoffnungen in Schwung halten. Und nun können wir das schon am Freitag tun und werden dann, im Laufe des Freitags das Ergebnis bekommen.

Als Sie mir das erzählte war ich erleichtert und doch auch beunruhigt, denn ich wollte Freitag gern noch richtig arbeiten, auch weil ich gerne Montag Urlaub machen will und es noch viel zu tun gibt bis zu Monatsende.

Und für uns beide stellt sich gerade das Gefühl ein, unabhängig davon, was das Ergebnis sein wird, wir werden Freitag abend feiern, werden essen gehen und es uns gut gehen lassen, wie wir es schon einige Male nach Erlebnissen mit der Klinik gemacht haben. Wenn es nicht das ist, was wir uns beide aus tiefstem Herzen wünschen, dann ist es das nicht und wir werden damit leben und damit leben können. Es würde Trauer sein und Enttäuschung - und manchmal ein taubes Gefühl und wir würden nach vorn blicken, zu dem, was da für uns ist trotzdem.
Und wenn die Nachricht die ersehnte ist, so werden wir jubeln, feiern uns daran erfreuen, werden endlich uns wirklich auf dieses Gefühl einlassen dürfen, baden darin, wovon wir bisher immer nur heimlich genippt haben.

Ritual und Kartenorakel

Wir haben einen kleinen Altar für unser Kind und das wichtigste dieses Altars ist ihre Kerze - wir haben das Gefühl, es wird ein Mädchen.

Diese Kerze hat sie zu Weihnachten bekommen. Wir haben es uns nicht ausgedacht, sondern ich hatte wunderschöne Bienenwachskerzen als Weihnachtsgeschenke gekauft und diese Kerze blieb übrig, oder vielmehr: Als ich sie kaufte, wusste ich, dass ich sie für jemand bestimmten kaufen würde, nur wusste ich nicht für wen. Beim Einpacken der Geschenke war es plötzlich klar: Diese Karte ist für sie … und wir haben diese Kerze angezündet am Tag nach der Entnahme der Ei-Zellen und fast die ganze Nacht brennen lassen. Seither haben wir diese Kerze immer in besonderen Augenblicken angezündet und sie ist mittlerweile ziemlich kurz.

Gestern abend hat mich meine Freundin massiert, und als sie damit fertig war, auf dem Sofa saß und begann zu meditieren, hatte ich den Impuls, mit ihr vor den Altar zu treten, die Kerze anzumachen und einfach damit zu sein, vor diesem Altar für unser Kind zu stehen. Und so standen wir davor und ließen uns von dem Zauber des Augenblicks umfangen. Und auf dem Altar lag - zufällig und nicht zufällig - eine weitere außergewöhnliche Bienenwachskerze, die ich von der Familie meines Patenkinds zu Weihnachten bekommen hatte. Und plötzlich war klar, wenn die erste Kerze abgebrannt ist, dann wird diese den Platz einnehmen. Damit ist der Schrecken, dass die Kerze zu Ende ist und damit auch dieses Abenteuer plötzlich verschwunden.

Danach nahm ich unser Kartenorakel, die Erzengelkarten von Doreen Virtue zur Hand, die uns so oft schon Einsichten beschert haben - dazu vielleicht später mal mehr und ich ließ sie eine Karte ziehen, dann zog ich eine Karte und dann zogen wir vorsichtig eine Karte gemeinsam. Es war keine echte Frage, die wir gestellt hatten, eher die Idee, auch die Karten könnten in diesem Augenblick etwas sagen und sie taten es:
  • Für uns beide kam die Karte "Berufliche Veränderung", und es ist so stimmig, es wird sich durch das, was da passiert für uns beide etwas ändern. Zuerst für sie und dann auch für mich, auch wenn ich noch nicht weiß, was das bedeutet.
  • Für sie: "Sieg!" Diese Karte schillert in tausend Facetten: "Die höchste Kreativität einer Frau ist ein Kind zu bekommen" hatte eine Freundin geantwortet, als es darum ging, ob dieses Kind, die Idee von einem Kind, der Wunsch, gemeinsam ein Kind zu bekommen und groß zu ziehen vielleicht nur ein Symbol für etwas anderes, z.B. für noch zu erforschendes kreatives Potential ist. Ein anderer Aspekt ist, dass sie sich immer wieder unvollkommen, ungenügend vorkam, eben weil sie von meinem Kinderwunsch wusste, dem ihre Sterilisation entgegenstand und so ist dieses auch ein Sieg über dieses Gefühl …
  • Für mich "Wohlstand", und damit entspannte sich etwas in mir, es ist wie die Gewissheit, ich werde für dieses Kind, ich werde für uns sorgen können ohne mich dafür aufgeben zu müssen.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Anzeichen oder nicht?
Vorhin bat sie mich um etwas Zeit um mir etwas mitzuteilen....
roter_salamander - 4. Mär, 21:48
Dankbarkeit - in guten...
Wir sind froh und dankbar für das, was wir in dieser...
roter_salamander - 31. Okt, 22:12
Sie wacht langsam auf
Nun kam endlich der Anruf, dass die Operation vorbei...
roter_salamander - 31. Okt, 21:57
Wartend und aus der Ferne...
Nun sitze ich hier im Kamps-Backshop und warte, dass...
roter_salamander - 31. Okt, 21:37
Verwirrungen
Sie hat dann tatsächlich bei dem Arzt angerufen… und...
roter_salamander - 9. Sep, 22:26

Suche

 

Status

Online seit 6236 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 4. Mär, 21:48

Credits


In Ungewissen
In-Vitro
Revitalisierung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren