In-Vitro

Sonntag, 29. April 2007

Miteinander sein

Wir beide haben Angst davor, dass wir einander verlieren: Hält unsere Beziehung diese Belastung aus? Wir streiten uns nicht, es gibt keine Schuldzuweisungen oder ähnliches und wir erleben diese Situation jeweils individuell, haben andere Wünsche, eine andere Vorgeschichte.

Ich wusste nicht, dass mein Wunsch nach einem Kind so groß ist - und ich habe ihm auch erst dann wirklich Nahrung gegeben, als die Möglichkeit sich zeigte,.. Und sie wird konfrontiert mit dem Gefühl nicht genug zu sein, eben etwas für mich tun zu wollen, was sie nicht tun kann. Und ich leide mit ihr, möchte nicht, dass sie sich unvollkommen, schuldig fühlt. Und sie hat erst durch diese Ereignisse erfahren, wie groß der Wunsch nach einem Kind bei mir ist.

Wir haben uns ganz darauf eingestellt, dass wir in kurzer Zeit zu dritt sein werden, was tun wir nun, wenn es nicht so wird? Wie geht es weiter in unserer Zweisamkeit, die schon offen war für etwas drittes?

die nächste Nacht

Nach einem wunderschönen Spaziergang im fast sommerlichen Wald umfing mich auf dem Heimweg wieder die Beklemmung, die Angst, das Unwohlsein, am liebsten wäre ich nicht in unsere Wohnung zurückgekehrt, die für mich im Augenblick offenbar ein Ort des Schmerzes ist. Und der Abend war insgesamt sehr still, sie telefonierte lange mit ihrer Tochter, ich surfte im Internet, lenkte mich ab und schließlich war es wieder Zeit zu schlafen und wir waren beide sehr müde, weiter erschöpft von den Ereignissen.

Unsere Stimmung schwankt stark. In manchen Augenblicken sind wir fröhlich, optimistisch und wollen wieder weitermachen mit den Dingen, die erledigt werden müssen..., so hat unsere Wohnung eine intensive Reinigung verdient, dann wieder Schübe von Trauer, von Sinnlosigkeit, wieder das Gefühl, der Kompass ist verloren, wir wissen nicht mehr, wohin es gehen soll.

Samstag, 28. April 2007

Entspannung

Wir waren auf dem Markt um uns für das Wochenende zu versorgen. Und wieder das Gefühl, dass die Welt gerade zu schnell, zu grob, zu viel für uns ist. Und es dauerte lange, bis wir endlich ein schönes Frühstück auf dem Balkon hatten. Und mich beruhigt es, etwas in der Küche zu tun, abzuwaschen, aufzuräumen, irgendwie in den Alltag zu kommen. Auch Lesen über Weltzusammenhänge (das neue Kursbuch) oder ähnliches. Es beruhigt und lenkt mich von dem Schmerz ab, der im Untergrund da ist. Laufe ich vor meine Schmerz nur weg? Im Grund ist es mir egal, was jemand darüber sagen könnte, mir tut diese Entspannung gut, wenn der Geist mit anderen Dingen beschäftigt ist.

Und langsam kommt etwas Entspannung, wir beginnen wieder zu lachen, vorsichtig noch und die Trauer schwebt im Hintergrund, aber die tiefe Verzweifelung wird weniger. Und wir haben die Hoffnung doch noch nicht aufgegeben - und Angst uns damit lächerlich zu machen.

Und ich habe keine Ahnung, ob wir die Erkenntnis, dass es nicht funktioniert hat, wirklich integriert haben, oder ob wir sie gerade erst mal vergessen. Und vielleicht ist es beides: Die Erkenntnis dominiert nicht mehr unser Erleben, aber wir wissen um sie, und es braucht einfach auch Zeit, das Wissen ganz in uns aufzunehmen und zu entscheiden, wie wir mit der neuen Situation umgehen.

Nicht von dieser Welt - Versuch einer Erklärung

Meine Freundin erzählte, der spirituelle Lehrer Thomas Hübl habe einmal geschildert, wenn eine Gemeinschaft überzeugt sei, dass Levitation möglich sei, und wirklich die gesamte Gemeinschaft davon überzeugt sei, so wäre es für die Menschen in dieser Gemeinschaft möglich. Komme diese Gemeinschaft aber dann in die Welt, in der die meisten Menschen von der Ummöglichkeit der Levitation überzeugt sind, so wird die Levitation nicht möglich sein, d.h. es wird auch nicht möglich sein, einen Beweis dafür zu erbringen, eben weil die Welt so stark ist.

Wir waren ganz davon überzeugt, dass ein Kind in ihrem Bauch ist, wir waren sicher, dass es so ist, und sind dann in die Klinik gegangen - und vermutlich haben die Menschen dort nicht wirklich an die Möglichkeit bei uns geglaubt. Sie haben uns zwar gut zugeredet, aber ob sie wirklich der Meinung waren, dass es funktionieren kann? Und damit sind wir in die Gemeinschaft der Menschen, die eben nicht an die Möglichkeit glauben und haben uns damit deren Urteil unterstellt. Hätten wird nicht in die Klinik gehen sollen? Auf einer bestimmten Ebene wollten wir auch beweisen: Schaut her, es funktioniert, auch wenn ihr nicht dran glaubt, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dagegen spricht. Das war nicht unser Hauptmotiv, und es schwang ein wenig mit. Und unsere Schöpfungskraft war offenbar nicht stark genug, um in dieser Welt zu bestehen.

Aber was war dann? Was haben wir gespürt oder anders, was ist jetzt noch davon übrig? Gibt es eine andere Wirklichkeit, und damit auch eine andere Möglichkeit für uns?

Schwarze Nacht und ein Funken Hoffnung

Wir gingen erschöpft ins Bett, erschöpft von der Enttäuschung, vom Weinen, von den Schmerzen, und ich wollte nur schlafen, wollte durch den Schlaf weggehen von dem Schmerz und schlief wirklich sehr tief und lange. Morgens wollte ich nicht aufwachen, wollte nicht wieder in diese schmerzhafte Welt, in die schmerzliche Erkenntnis eintreten. So blieben wir lange lange morgens im Bett liegen, dösend, schlafend, redend, uns unsere Gefühle mitteilend.

Wieder taucht das Gefühl tiefster Sinnlosigkeit auf: Wenn nicht für unsere Tochter, warum sollen wir dann weiterleben. Woher soll die Kraft kommen, dieses Leben fortzusetzen? Und mir wird erst klar, wie viel für mich damit verknüpft ist: Wenn ich Männer in meiner Umgebung beobachte, so sind die meisten, die wirklich Männer sind, Väter, alle anderen bleiben irgendwie Jungen. Es stimmt nicht 100%ig, und doch hat es etwas miteinander zu tun. Und schon jetzt, als sie schwanger war, hat es sich für mich anders angefühlt, ein tieferes Gefühl entstand, für uns zu sorgen, für sie, für sie beide zu sorgen. Und diese Entwicklungschance scheint nun dahin.

Noch immer nagt in uns die Frage, warum wir unseren Wahrnehmungen und auch dem, was uns von einer Seherin gesagt worden ist, und was uns tief berührt hat, wo sie über uns Dinge gesagt hat, die wir erst in dem Moment erkennen konnten, warum all dieses plötzlich nicht mehr gilt, nicht mehr gelten soll. Haben wir etwas falsch gemacht? Haben wir etwas unterlassen, was wir hätten tun müssen. Sind wir 100%ig für dieses Ziel gegangen. Und gleichzeitig: geht es wirklich darum?

Und was uns schon gestern beschäftigt hat: Wir wollen dieses Ergebnis nicht, auf einer Ebene können wir es nicht akzeptieren - und es gibt immer wieder Berichte von Menschen, die scheinbar feststehendes nicht akzeptieren wollen und durch ihre Kraft, durch ihre Energie verändern konnten, verändert haben. Ist das Testergebnis womöglich sogar falsch? Ist der Test zu früh gemacht worden? Wir wollen an diese Möglichkeit glauben, vielleicht ist das unsere Chance - und vielleicht verlängert es nur das Leiden, wenn dann die Erkenntnis, die finale Bestätigung des Misserfolgs in Form der einsetzenden Blutung kommt. Doch haben wir die Kraft, nach diesem Schock wieder etwas anderes zu erzeugen?

Freitag, 27. April 2007

Vergeblichkeit

Was nun? Ich weiss es nicht! Die Ausrichtung auf dieses Ziel ist dahin. Und die Frage stellt sich uns beiden, ob wir noch mehr hätten tun können. Und natürlich ist da noch mehr was wir hätten tun können, nun hätte es etwas genutzt? Wir haben uns davon leiten lassen, was für uns stimmig war und nun hat es nicht funktioniert. Wie weit funktioniert denn dann so etwas? Wie weit dürfen wir unseren Gefühlen trauen (ich wiederhole mich), was bedeutet das? Wir schöpfen unsere Wirklichkeit. Welche Wirklichkeit haben wir beide denn nun geschöpft? Die, in der wir ein Kind bekommen oder die, in der wir kein Kind bekommen. Wie real ist unsere Schöpfungskraft denn dann?

Und da ich mag jetzt keine spirituellen Ratschläge und Erklärungen hören, warum es nun so und nicht anders gekommen ist, warum es so kommen musste. Das Universum schenkt uns, was wir brauchen, es sorgt in jedem Augenblick für uns, nein, das kann ich jetzt nicht glauben!!! ... und das war vorhin mein Empfinden, jetzt ist der Zorn, der Trotz schon wieder verraucht und die Asche der Trauer liegt auf meiner Seele, auf unseren Seelen.

Die Erfahrung, die Erfahrungen mit dieser Situation sind auch eine gute Schule, ... und ich hätte lieber eine andere Erfahrung gemacht, die Erfahrung von Glück, die Erfahrung von Erfüllung.

Und ich bin traurig, denn die Gaben, die wir haben für unsere Tochter finden nun keinen Ausdruck, finden eben keine Tochter, die sich daran erfreuen kann.

Und schreiben beruhigt mich ein wenig. Laufe ich vor dem Schmerz davon oder verwandele ich ihn, so dass mir die Kraft wieder zufließen kann. Ich weiß es nicht. Etwas habe ich das Gefühl, die meisten Dinge sind nicht mitteilbar, die sich gerade bei uns ereignen.

Aus

"Da muss ich ihnen leider mitteilen, dass der Test negativ war. Trotzdem ein schönes Wochenende". Und jetzt? Was ist los? Kann das sein, darf das sein nach allem was wir gemacht, was wir erlebt haben? Die Nachricht bekamen wir um halb fünf. Wir setzten uns zunächst, es dauerte, bis wirklich ankam, was wir da gerade gehört hatten!

Dann setzte der Schmerz langsam ein und wir klammerten uns, auf dem Bett liegend aneinander um ums nicht zu verlieren. So fühlt es sich an, und mir ist, als könnte ich das Gefühl, diese Enttäuschung noch gar nicht richtig zulassen, auch jetzt fast fünf Stunden später noch nicht. Es war eine Überraschung, denn es fühlte sich ganz danach an, als ob es funktioniert habe. Wie weit können wir unseren Gefühlen trauen? Wie weit können wir dem trauen, was andere Menschen zu uns sagen, was sie sehen? Die Welt hat einen Riss bekommen!

Und ich verstehe jetzt Menschen, die aus dieser Realität aussteigen, weil sie zu schmerzhaft für sie ist - damit meine ich nicht Selbstmörder, sondern Menschen, die zwar hier sind aber offenbar in einer anderen Realität leben als die, in der wir leben. Und die Versuchung, so einen Platz zu suchen war für eine Weile da, ... oder tatsächlich zu gehen: Alles ist sinnlos geworden, leer, der Kompaß für unser Leben, für die nächste Zeit ist uns aus der Hand gefallen, aus der Hand geschlagen worden.

Wir haben nun Monate darauf hin gelebt, dass wir ein Kind miteinander haben werden - natürlich wissend, dass es nicht planbar ist und dass wir Glück oder was auch immer benötigen, damit es Wirklichkeit wird... und alles schien bereit zu sein, und es schien zu werden. Und nun ist es zu Ende.

Donnerstag, 26. April 2007

Ungewissheit und Angst

Morgen bekommen wir also eine Antwort, ob das, wie real das ist, was wir in den letzten Tagen erlebt, gespürt, wahrgenommen haben. Und die Angst ist da, dass es nicht so weitergeht, wie erhofft. Ja, dass diese Welt, die sich da kurz für uns geöffnet hat, wieder verschwindet und wir uns ihr so nicht wieder nähern können. Denn uns ist beiden klar, dass es bei diesem einen Versuch bleiben wird, bei dieser einen Chance, denn die Behandlung, die Vorbereitung war sehr anstrengend für sie und auch die finanzielle Bürde ist nicht zu unterschätzen und war deutlich höher als zunächst erwartet. Und wir haben beide das Gefühl, wir haben alles getan was in unserer Macht stand, damit es funktioniert, mithin glauben wir beide nicht, dass ein zweiter Versuch anders ausgehen wird als der erste. Die Statistik sagt zwar etwas anderes, aber Statistiken sind Statistiken, was für den Einzelfall gilt, ergibt sich daraus nicht.

Und noch etwas zweites spielt mit hinein bei der Angst: Die Angst sich zu blamieren mit all diesen Wahrnehmungen, die davon künden, dass es funktioniert. Wahrnehmungen, die über das hinaus gehen, was die meisten Menschen für wahrnehmbar halten. Sich hinstellen und davon zu reden, dass ich diese Wahrnehmungen für real halte, so real, wie andere Menschen den Schmerz, wenn sie sich am Tischbein stoßen, und dann als Ergebnis zu bekommen, es war wohl doch nur Einbildung, allein die Vorstellung schmerzt.

Und ich möchte gern diese Freude, diese Spannung, diese Innigkeit im Zusammensein mit meiner Freundin noch ein wenig behalten, mich von der Vorfreude auf das, was da kommen will, durchfluten lassen und von dem wundervollen Gefühl, Vater zu werden.

Und je mehr ich davon schreibe, um so kleiner wird der Schmerz, wird die Angst, dass es so kommen könnte und die Dankbarkeit, es überhaupt zu erleben wächst wieder.

Kartenorakel

Gestern abend standen wir wieder vor dem Altar für unsere Tochter und plötzlich war wieder der Impuls, Karten zu ziehen, so ließ ich meine Freundin eine ziehen für sich, zog selbst eine und fragte mich innerlich, welches denn die Karte für unsere Tocher sein sollte, denn es fühlte sich nicht danach an wieder gemeinsam zu ziehen. Und die Antwort war, die oberste Karte des Stapels zu nehmen, den ich zum ziehen mehrfach gemischt hatte. So deckte ich die Karte auf: "Sieg"!!! Deine Gebete wurden erhört, lass nicht nach in deinem Vertrauen. Und wir lachten beide (oder alle drei?), gibt es ein klareres Zeichen?!

Dann deckten wir unsere Karten auf. Ihre war "Gottgeschenke", Kinder sind Gottgeschenke, ja es fühlte sich sehr stimmig an, dass sie diese Karte zog, denn sie empfängt dieses Geschenk für uns - und die Karte erinnert uns daran, dass wir dieses Geschenk empfangen dürfen, dass es wirklich für uns ist. Und für mich "Klarfühlen", habe vertrauen in das was du fühlst, wieder noch ein Zeichen

Als wir ins Bett gingen, zündeten wir wieder ihre Kerze an und ich hatte das Gefühl, dass unsere Tochter nun bei uns ist, mit uns im Zimmer, viel näher, als die Tage vorher und wenn wir ins Bett gehen, so gehört es dazu, auch sie ins Bett zu bringen...

Lebensraum

Sie rief mich an der Arbeit an und sagte, sie brauche etwas Beruhigung, sie habe wieder so seltsame Schmerzen im Unterbauch und habe angst, es passiere etwas schlimmes. Es seien Halbmondförmige Schmerzen unten im Bauch - und ich schwieg und stimmte mich ein und konnte ihren Bauch spüren, konnte die Schale spüren, in der so viel stattfindet in ihr zur Zeit, in der sich die befruchtete Eizelle einnistet. Und ich ließ, wie ich es auch bei Behandlungen tue, Energie dorthin fließen ohne etwas zu sagen. Und sie antwortete "Du machst irgendwas". "Ja, ich mache etwas, und es ist alles in Ordnung." Und ich spürte weiter in ihren Bauch und spürte den Raum, spürte die Kugel, die sich gebildet hat, um unsere Tochter leben und wachsen zu ermöglichen.

Und ich bin unsicher dabei, so etwas zu schreiben, was unserem normalen Verstand widerspricht und doch kann die Energie Räume überwinden.


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